Aubergine mit Scheibenwischer – die Zeichnungen von Oskar Pastior
Über dieses Buch
Hinter der großen Wertschätzung für den Dichter Oskar Pastior – er wurde mit zwanzig Literaturpreisen für sein poetisches Werk geehrt, darunter der ihm im Oktober 2006 posthum verliehene Georg-Büchner-Preis – sind seine Zeichnungen nahezu in Vergessenheit geraten. Mit diesem Buch über sein graphisches Werk verbindet die Autorin zugleich das Anliegen, seine »Zeichengebilde« wieder ins Blickfeld zu rücken und zu fragen, wie sie mit seinen »Wortgebilden« verbunden sind. Oskar Pastior verstand seine Zeichnungen immer als von seiner Dichtung nicht lösbares Werksegment. Sein überraschend umfangreiches graphisches Werk mit vielfältigem Repertoire wirkt beim Betrachten wie eine Entdeckungsreise mit unbekanntem Ziel. Seine »vertrackt klaren rätselhaften Zeichnungen« (Klaus Ramm) beflügeln die Phantasie und verführen zum Tagträumen in imaginierten Eigenwelten. Sinn kommt und geht durch die Hintertür, Bedeutung bleibt im Schwebezustand. Die Stadtplanerin und Stadtforscherin Heidede Becker, die mit Oskar Pastior von 1973 bis 1985 in der Clausewitzstraße 2 in Berlin in einer fünfköpfigen Wohngemeinschaft lebte und mit Oskar Pastior bis zu seinem Tod im Oktober 2006 in freundschaftlichem Kontakt stand, gibt Einblicke in die Pastiorsche Biographie, erläutert instruktiv und detailliert die unterschiedlichen Phasen und Stationen in Oskar Pastiors graphischem Werk an Hand von 150 Abbildungen im laufenden Text, und präsentiert die mehr als 650 Zeichnungen, von denen die meisten Blätter im Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrt werden, als Katalog samt Quellenangaben im Anhang. Mit umfangreicher Bibliographie und Personenregister.
Presse
»Dank einer akribischen Erkundung von Pastiors zeichnerischem Werk durch die Stadtforscherin und Autorin Heidede Becker liegt nun eine profunde Analyse seiner bildkünstlerischen Leistungen vor.« Tagesspiegel
»Anhand von mehr als 150 Abbildungen, die überwiegend im Deutschen Literaturarchiv in Marburg liegen, erläutert Becker in diesem Band Interferenzen im dichterischen und graphischen Schaffen Pastiors, setzt sie ins Verhältnis zu biografischen Ereignissen und schließt so einen Zugang auf zu einem vertrackten, oft auch rätselhaften Werk, in dem Sinn und Bedeutung nicht oberste Priorität hatten.« SWR-Bestenliste Juli/August 2019
Heidede Becker
Dr. Ing. Heidede Becker war langjährige Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin, Mitherausgeberin der Zeitschrift Stadtbauwelt und Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung. Sie lebte in Berlin.
Oskar Pastior
Oskar Pastior (1927–2006) war – so Thomas Kling – ein »Dichter und Sprachperformer«, der »Bild und Ton als vereinigte Medien versteht und sie zu inszenieren weiß«. Geboren 1927 als Angehöriger der Deutschen Minderheit im siebenburgischen Hermannstadt (rumänisch Sibiu), wurde
Oskar Pastior als Siebzehnjähriger 1945 für vier Jahre von den Russen zur Zwangsarbeit im Donbass deportiert. Sein Schicksal ist Thema des gemeinsam mit Herta Müller begonnenen Romans Atemschaukel. Pastiors erster Gedichtband erschien 1964 in Bukarest. 1968 blieb er im Westen und lebte ab 1969 als Lyriker und Übersetzer in Berlin. Zunehmend berühmt für seine Sprachlust sowie seinen souveränen und eigensinnigen Umgang mit poetischen Regelwerken wurde er 1993 als einziges deutsches Mitglied in die legendäre Dichtergruppe Oulipo berufen. Die Werkausgabe Oskar Pastiors ist inzwischen auf sechs Bände angewachsen.