Ein Ausbruch in Kreativität Erich Spießbach, »der dreifach diplomierte Idiot«
Über dieses Buch
In wenigen Monaten der Jahre 1951 und 1952 schuf Erich Spießbach (1901–1956) in der sauerländischen Provinzial Heilanstalt Marsberg ein erstaunliches zeichnerisches Werk. Für den behandelnden Arzt kommentierte er sein tragisches Schicksal mit einfallsreichen Bildern voller Ironie, Witz und Sarkasmus. Mit Blick auf die wiederholten amtlichen Feststellungen seiner Geisteskrankheit bezeichnete er sich selbst als »dreifach diplomierten Idioten«. Als er bemerkte, dass auf der Gegenseite nur psychiatrisches Interesse an seinen Zeichnungen bestand, beendete er diesen Ausbruch in Kreativität. 1956 stürzte Spießbach, der bereits mehrfach aus der Anstalt ausgebrochen war, beim Abseilen aus seiner Zelle ab und starb kurz darauf.
Dieses Buch stellt die Biographie und das zeichnerische Werk Erich Spießbachs vor, das heute zum Großteil in der Sammlung Prinzhorn am Heidelberger Universitätsklinikum aufbewahrt wird. Drei Beiträge betrachten beides aus wissenschaftshistorischer, kunstwissenschaftlicher und psychiatriehistorischer Perspektive.
Mit Textbeiträgen von Thomas Huck, Maike Rotzoll und Thomas Röske.
Thomas Röske
Dr. phil. Thomas Röske (geboren 1962) ist seit November 2002 Leiter der Sammlung Prinzhorn der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Er hat Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Psychologie in Hamburg studiert und 1991 mit einer Arbeit über Hans Prinzhorn promoviert (1995 unter dem Titel Der Arzt als Künstler. Ästhetik und Psychotherapie bei Hans Prinzhorn [1886-1933] als Buch erschienen). Von 1993 bis 1999 war er Wissenschaftlicher Hochschulassistent am Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Frankfurt, von 1996 bis 1999 Stellvertretender Sprecher des dort angesiedelten Graduiertenkollegs Psychische Energien bildender Kunst. Daneben hat er immer wieder als freier Ausstellungskurator für verschiedene Institutionen gearbeitet.