Über dieses Buch
Viele Gedichte sind autobiographisch grundiert, darunter solche, die das Schicksal der Familie des Dichters aufgreifen, das von der Krankheit seines
Vaters und den sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten sowie dem gewaltsamen Tod einer seiner Schwestern geprägt war. Andere beziehen sich, wenngleich oft in zeichenhaft verdichteter, gebrochener
Form, auf die rigorose Unterdrückung der demokratischen Opposition und die von willkürlichen Inhaftierungen, Zensurmaßnahmen und gegenseitigem Misstrauen geprägte Atmosphäre während der Militärherrschaft von Park Chung Hee (1917–1979) und Chun Doo Hwan
(geb. 1931), die bis Ende der 1980er Jahre andauerte. Eine dritte Gruppe von Texten geht auf den systematischen Verschleiß von Menschen und Material im Zuge der radikalen Veränderung der Arbeitswelt und auf die ökologischen Verwerfungen ein, die die koreanische Entwicklungsdiktatur nach sich zog. Auf gleichsam mythisch überhöhter, surrealer Ebene werden Grundprobleme der conditio humana thematisiert bzw. Zweifel an der verlässlichen Wahrnehmbarkeit von Wirklichkeit angemeldet.
Ki Hyungdo
Ki Hyungdo (1960–1989) studierte von 1979 bis 1985 Internationale Beziehungen an der Seouler Eliteuniversität Yonsei und arbeitete dann für eine der führenden koreanischen Tageszeitungen, in deren Auftrag er viele Länder bereiste. 1985 erhielt er für seine erste literarische Publikation, das Gedicht Nebel, den renommierten Dong-A-Preis für junge Autoren.
Als er in der Nacht des 7. März 1989 völlig überraschend in einem Seouler Kino an einem Schlaganfall starb, wurde gerade die Drucklegung seines ersten Lyrikbandes vorbereitet, der unter dem Titel Schwarzes Blatt im Mund erscheinen sollte.
Dieser Band – der hier vollständig in deutscher Übersetzung vorgestellt wird – erwies sich als Best- wie Longseller und erreichte für Lyrik astronomische Auflagenhöhen.
Kim Nam Hui
Kim Nam Hui, geboren 1974 in Youngkwang, studierte Germanistik und Translationswissenschaft. Seit 2015 Professorin für Germanistik an der Kyungpook Nationaluniversität Daegu/Südkorea.
Torsten Israel
Torsten Israel, geboren 1967 in Leipzig, studierte Griechische Philologie, Geschichte und Theaterwissenschaften in Berlin und Athen. Literarische Übersetzungen, Literaturkritik und Essayistik auf Griechisch und Deutsch. Er lebt in Mannheim und Athen.