Hugo Ball Der magische Bischof der Avantgarde
Über dieses Buch
Zu seinem 125. Geburtstag unternimmt es dieses Buch, den aufregenden Denkbewegungen, spektakulären Metamorphosen und schroffen Widersprüchen des Dichters auf die Spur zu kommen. Mit Beiträgen von Ernst Teubner, Bärbel Reetz, Eckhard Faul, Norbert Lange, Gerhard Deny, Karl Piberhofer, Urs Allemann und Michael Braun. Ernst Teubner, der langjährige Leiter der Hugo Ball-Sammlung, verfasste ein biografisches »Lebensbild in Umrissen«. Die Emmy Ball-Hennings-Biographin Bärbel Reetz untersucht die ästhetischen und emotionalen Beziehungen zwischen Hugo Ball und seiner Lebensgefährtin. Eckhard Faul, Mitherausgeber der Ball-Werkausgabe, analysiert das schwierige Verhältnis des Dichters zu seiner Herkunftsregion, der Pfalz. Der Lyriker und Essayist Norbert Lange dechiffriert die sprachmagischen Ursprünge der »Karawane«-Dichtung. Der Philosoph Gerhard Deny rekonstruiert die geistigen »Gegenwelten« des Dichters. Michael Braun folgt Ball bei seinem Versuch, »Katholizismus und Anarchie« zu synthetisieren. Der Filmproduzent Karl Piberhofer befasst sich mit den geistigen Erschütterungen, die Balls Diagnosen als »Momentaufnahme der europäischen Intelligenz zwischen den Kriegen« hinterlassen haben. Und der Lyriker Urs Allemann hat Gedichtzeilen Balls aus allen Werkphasen zu einem neuen aufregenden Poem montiert.
Machen Sie die Ohren weit auf!
Auf der Webseite UbuWeb („a completely independent resource dedicated to all strains of the avant-garde, ethnopoetics, and outsider arts“) können Sie sich ein Paar Gedichte von Hugo Ball (aus dem Jahr 1916) anhören: Karawane, Wolken, Katzen und Pfauen, Totenklage, Gadji beri bimba, Seepferdchen und Flugfische.
Über Hugo Ball:
1916 hat er den Dadaismus erfunden. Im Zürcher „Cabaret Voltaire“, zusammen mit Hans Arp, Tristan Tzara, Marcel Janco und Richard Huelsenbeck. Sein poetischer Hauptbeitrag zu Dada ist das Lautgedicht – „Verse ohne Worte“, die er auf der Bühne mehr zelebrierte als vorlas. Dada ist aber im Dichterleben von Hugo Ball (1886–1927) nur Episode gewesen: Zuvor hat er nach naturidyllischen Anfängen die „expressionistischsten Gedichte“ geschrieben, „die Deutschland jemals gehört hat“ (Huelsenbeck) sowie zusammen mit Hans Leybold die phantastisch-sinnfreien „Ha-Hu-Baley“-Gedichte. Und nach Dada hat er mit „schizophrenen Sonetten“ und religiöser Lyrik weitergemacht.
Norbert Lange
Norbert Lange, 1978 in Gdynia geboren, Kindheit- und Jugend an Rhein, Mosel und Lahn, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Sein Tätigkeitsfeld sind Übersetzungen und Herausgaben von Dossiers zu größtenteils US-amerikanischen und britischen Dichter*innen in der Zeitschrift Schreibheft und in Buchform. Zuletzt: Jerome Rothenberg und Charles Bernstein. Norbert Lange ist als Übersetzer von Charles Bernstein mit dem Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie ausgezeichnet worden.
Bärbel Reetz
Bärbel Reetz, geboren 1942, lebt in Berlin. Ihre Auseinandersetzung mit Leben und Werk von Emmy Ball-Hennings und Hugo Ball seit 1997 führte zur Biografie Emmy Ball-Hennings – Leben im Vielleicht (2001) und zur Herausgabe und Kommentierung des Schriftwechsels mit Hermann Hesse (2003). Es folgten die Doppelbiografie des Paares Das Paradies war für uns (2015) und das Stück Ballspiele (2016). Neben Kurzgeschichten, Erzählungen und Romanen legte sie mit Hesses Frauen (2012) die erste Biografie der Ehefrauen Hermann Hesses und 2021 mit Berlin, Marienstraße 23 die Geschichte eines Hauses vor. Ihre Bücher wurden mehrfach übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet u. a. mit dem der Internationalen Hermann-Hesse-Gesellschaft.
Michael Braun
Michael Braun, geboren 1958 in Hauenstein/Pfalz, Studium der Germanistik und Politischen Wissenschaft, lebt als Literaturkritiker in Heidelberg. Er veröffentlicht Essays zu Fragen einer zeitgenössischen Poetik. Von 2007 bis 2011 gab er den Deutschlandfunk-Lyrikkalender heraus, von 2012 bis 2018 den Lyrik-Taschenkalender. 2018 erhielt er den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik.