Über dieses Buch
Amoretten flattern auf Lichtpunkte zu, leicht bekleidet und Honig schleckend. Ihr Ziel: Verlieben machen. Als Gallionsfiguren der Liebe sind sie vielgestaltig: Zierde, Wagnis, Personifikation von Hoffnung. Zugleich bergen ihre Pfeile Gefahr durch Ablenkung, Täuschung, Manipulation. Im Spannungsfeld von Sehnsucht und Zerstörung bahnen sie Schneisen durch Wissen und Nichtwissen.
Die Gedichte verfangen sich in einem Geflecht aus antiken Mythen, menschlicher Anatomie, Archäologie und Popkultur. Sie bewegen sich nah am Körper entlang, umspielen Hirnhäute, dehnen sie zu Sprachräumen, in denen über Herkunft und Bewusstseinsbildung nachgedacht wird. Ovids Metamorphosen treffen auf Sappho, Genetikforschung und Botticellis Venus. Mit Bezugnahme auf klassische Gedichtformen wie Sonette und Terzette, gebrochen und neu arrangiert, aber auch in einem lyrischen Lexikon, hinterfragen sie den Musenbegriff aus heutiger Perspektive, modifizieren Zuschreibungen über Frauen und die Natur, verdrehen den male gaze und female gaze der Kunstgeschichte, verrücken und erobern sich Grenzen und Begriffe aus weiblicher Perspektive. Dabei wird sowohl klassisch philosophischen Fragen über das Menschsein nachgegangen als auch gegenwärtigen Themen wie Klimawandel, Feminismus und neuen digitalen Sprechformen.
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Presse
»Liebesgedichte lassen sich nicht vollständig neu erfinden, aber ständig verwandeln und wenden. Lara Rüters Lyrikdebüt ›amoretten in netzen‹ gelingen atemraubend schöne Liebesgedicht-Metamorphosen. […] Rüter entwirft ein großes wissenspoetisches Umkodierungs-Wunderland, in dem es darum geht, ›sich umzuwissen‹. Konzise setzt Rüter ihr liebesenzyklopädische Programm bis zum abschließenden ›amorettenglossar‹ um.« Christian Metz, FAZ
»amoretten in netzen ist ein postmoderner Gedichtband, in dem das antike Fragment plötzlich verwandt scheint mit Botschaften, die auf Displays von Smartphones aufblinken. Witzig wirkt das, verspielt und auf sehr lebendige Weise der Tradition verpflichtet.« Beate Tröger, der Freitag
»Und manchmal sind die Gedichte so flirrend, […] man ist noch nicht verwandelt in etwas anderes, man ist in einem Zwischenzustand. […] Selbst Ovid verwandelt sich in diesem Band halb in eine Frau, er ist aber noch nicht ganz eine Frau, und auch das Mammut ist vielleich ein halb verewandeltes Mammut oder ein halb verwandelter Mensch. Das zieht sich durch den ganzen Band und es werden immer wieder Themen, die aufgegriffen werdem, wie zum Beispiel die Venus aus dem ersten Zyklus, sie kommt immer und immer wieder in diesem Band. […] Und das hat immer irgendwie was anderes zu bedeuten, es gibt immer diese leichten Verschiebungen. Und auch diese Verschiebungen sind Verwandlungen im Sinne von Ovid, weil Ovid ist wirklich der entscheidende Autor für sie.« Matthias Kniep, Das Lyrische Quartett – Deutschlandfunk Kultur
Lara Rüter
wurde 1990 in Hannover geboren. Sie studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie war Preisträgerin für Lyrik beim 26. Open Mike. 2020 erhielt sie den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, 2021 den Wolfgang-Weihrauch Förderpreis beim Literarischen März. Sie lebt in Leipzig. amoretten in netzen ist ihre erste eigenständige Buchpublikation.